Unsere Haussammler
Die Haussammlung in Gammertingen hat eine mehr als 80-jährige Tradition.
Sammlerteam Kurt Genkinger und Wolfgang Lanz in den 60er-Jahren |
Im Protokollbuch von 1936, dem Gründungsjahr, erwähnt Schriftführer Moritz Göckel bereits auf Seite 3 die segensreiche Einrichtung einer "Sammelkommision". Zur Durchführung der vielfältigen Veranstaltungen über die Fasnet werden ohne Zweifel finanzielle Mittel notwendig, aber die Haussammlung ist nicht nur eine Spendensammelaktion, sondern kann als Eintreiben des freiwilligen Mitgliedsbeitrags unserer Zunftmitglieder für eine Saison aufgefasst werden.
Das hat den folgenden Hintergrund:
Im Jahr 1937 wird der Beschluss gefasst, dass Einladungen zu Generalversammlungen an alle Mitglieder ergehen sollen, die bei der Sammlung 1,-- Reichsmark oder mehr spendeten. Auszug aus dem Protokollbuch S.19: "..., die bei der Sammlung zur Fasnet den vollständigen Betrag von 1 RMark und mehr geleistet haben. Nach den Statuten werden dieselben auch als eigentliche Mitglieder listenmässig geführt und anerkannt. ...". Heutzutage ist man ab 1,-- € für ein Jahr Mitglied in der Narrenzunft "Horig" e.V.". Um diese Mitgliedschaft rechtmäßig zu protokollieren, wird auch heute noch jeder Spender mit dem gespendeten Betrag in einer Liste geführt. Diese Listen führen die Haussammler in einem "Sammlerbuch" stets mit sich.
Besonders erwähnenswert ist, dass aus Anlass der im Jahre 1939 veranstalteten "Katzenhochzeit" die Haussammler als "Brautlader" auftraten und Geschenke für das "horige Brautpaar" sammelten. Als die Fasnet nach dem 2. Weltkrieg 1948 erstmals wieder zunftmäßig gefeiert wurde, gab es wiederum eine besondere Haussammlung: Reinhold Oßwald und Josef Stähle führten eine "Mehlsammlung" durch, um für die Narrenspeisung der Kinder "Prezeln" backen zu können.
Auch in der heutigen Zeit wird der Erlös der Haussammlung hauptsächlich für die Narrenspeisung der Schüler und für die Hausfasnet verwendet. Rainer Bulach (Schriftführer von 1963-1969) betitelte die Sammler zu Recht als "Idealisten", denn die Aufgabe ist nicht leicht. Die Haussammler waren zu allen Zeiten stets von der Gammertinger Bevölkerung entweder freudig erwartet oder schroff des Hauses verwiesen worden, je nach dem ob das "Haus" der Fasnet zugetan ist oder nicht. Nicht selten allerdings werden unsere Haussammler zu einem Gläschen oder gar Vesper eingeladen. Da kann es schon Mal vorkommen, dass ein Haussammlerteam aus Dankbarkeit ein Gläschen zuviel annimmt.
Viele Geschichten gäbe es hier zu erzählen, allerdings gilt der Sammlerehrenkodex: "Was beim Sammla passiert, goht nermard nix a!" Bis in die 70er Jahre war das Wochenende vor der Fasnet zur Haussammlung vorgesehen. Da die Gammertinge Bevölkerung stetig gewachsen ist, wurden die Sammlerbezirke neu gesteckt und die Zeitspanne zur Haussammlung individueller gestaltet. Die Sammlerlisten wurden bis in die 80er Jahre an der Generalversammlung vom Kassier an die freiwilligen Helfer verteilt. Ein Aufruf im Amtsblatt im Jahr 1975 inspiriert die Sammler Josef Frey/Wolfgang Rauscher zu folgendem Liedchen:
Wir sind zwei Fasnetssammler hier, videvidevit - bum bum
Heut gab es keinen Schnaps, kein Bier, videvidevit - bum bum
Ins Amtsblatt haben sie´s gedruckt: "Wer dena Schnaps geit ischt verruckt!"
Horig, Horig ischt dia Katz, Sammler brauchat ihran Schnaps!
Horig, Horig ischt dia Katz, Sammler brauchat Schnaps!
Die Organisation der Haussammlung haben heute die Jungzunfträtinnen Uli Lieb und Corri Bieger unter sich.
Unser herzlicher Dank gilt all denen, die sich zum Teil schon seit vielen, vielen Jahren durch Ihren Einsatz bei der Haussammlung für unsere Hausfasnet einsetzen!